21. November 2024

Bull Market vs. Bear Market: Was sind die entscheidenen Unterschiede?

Lesedauer: 8 Minuten
Bull Market vs. Bear Market im Kampf, dargestellt im Wall-Street-Stil mit korrekten Marktkerzen für Bullenmarkt-vs.-Bärenmarkt
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Einleitung

In der Welt des Investments und Tradings werden die Begriffe Bull Market und Bear Market häufig verwendet, um die allgemeine Stimmung und Richtung der Märkte zu beschreiben. Doch was genau bedeuten diese Begriffe, und warum sind sie für Anleger so wichtig? In diesem Artikel erklären wir die Unterschiede zwischen einem Bull Market und einem Bear Market. Zudem erfährst du, wie man diese Phasen erkennt und welche Strategien in beiden Marktzyklen erfolgreich sein können.

Was ist ein Bull Market?

Ein Bull Market auch Bullenmarkt genannt, beschreibt eine Marktphase, in der die Preise von Vermögenswerten, wie Aktien, Kryptowährungen oder Rohstoffe, über einen längeren Zeitraum tendenziell steigen. Diese Phase wird von Optimismus, wachsendem Vertrauen und einer steigenden Nachfrage geprägt. Während eines Bull Markets erwarten die Anleger, dass die Preise weiterhin steigen, was oft zu einem verstärkten Handelsvolumen und weiterem Preisauftrieb führt.

Kennzeichen eines Bull Markets

Tendenziell steigende Preise: Der Hauptindikator eines Bull Markets ist ein langfristiger Aufwärtstrend. Es kann zwar zu kurzfristigen Korrekturen kommen, doch über einen grösseren Zeitraum betrachtet bewegen sich die Preise insgesamt nach oben. Diese Korrekturen sind oft Teil der Marktbewegung und können sogar eine gesunde Erholung darstellen.

Hohes Handelsvolumen: Ein weiteres Kennzeichen ist das erhöhte Handelsvolumen. Da viele Anleger zuversichtlich sind, steigen sie in den Markt ein oder bauen bestehende Positionen aus. Dies verstärkt die Marktbewegungen und hält die Dynamik des Bull Markets aufrecht.

Optimistische Marktstimmung: Die allgemeine Stimmung im Markt ist positiv. Anleger sind optimistisch und erwarten steigende Preise, was oft zu einem „FOMO“ (Fear of Missing Out) führt, bei dem viele neue Marktteilnehmer einsteigen, um von den erwarteten Gewinnen zu profitieren.

Positive wirtschaftliche Rahmenbedingungen: Ein Bull Market wird häufig durch positive wirtschaftliche Faktoren wie niedrigere Zinssätze, stabile Beschäftigung oder technologische Innovationen gestützt. Diese Faktoren tragen zum Vertrauen der Anleger in die Märkte bei.

Die 4 wichtigsten Phasen eines Bull Markets

John Templeton beschrieb die Entwicklung eines Bull Markets in vier klaren Phasen, die jeweils unterschiedliche Marktstimmungen und Dynamiken widerspiegeln:

1. Pessimismus-Phase

Diese Phase markiert das Ende eines langen Abwärtstrends. Die Marktstimmung ist von grosser Unsicherheit und negativen Nachrichten geprägt. Viele Anleger sind noch skeptisch, und die Märkte reagieren kaum auf schlechte Nachrichten. Dennoch beginnen erste „smarte“ Investoren, den Markt zu betreten, da Vermögenswerte stark unterbewertet erscheinen. Diese Phase ist oft schwer zu erkennen, da die Marktstimmung immer noch sehr negativ ist.

2. Skepsis-Phase

In dieser Phase beginnt sich der Markt zu erholen, aber die allgemeine Marktstimmung bleibt skeptisch. Trotz positiverer wirtschaftlicher Nachrichten sind viele Anleger noch nicht vollständig überzeugt, dass der Markt nachhaltig steigt. Die Volatilität bleibt hoch, und viele Marktteilnehmer bleiben kurzfristig orientiert. Technische Analysten beobachten eine erste Trendwende, doch die Unsicherheit hält an.

3. Optimismus-Phase

In dieser Phase wird das Vertrauen in die Märkte stärker. Negative Nachrichten nehmen ab, und die wirtschaftlichen Aussichten verbessern sich. Immer mehr Investoren steigen in den Markt ein, und die Handelsaktivitäten nehmen zu. Die Volatilität sinkt, und Anleger nutzen Marktkorrekturen („buy the dip“) als Chance, um günstig nachzukaufen. Diese Phase kann lange andauern und ist oft durch breitere Marktbeteiligung gekennzeichnet.

4. Euphorie-Phase

Dies ist die letzte Phase eines Bull Markets, in der die Stimmung übermässig positiv wird. Geldverdienen scheint einfach, und selbst unerfahrene Anleger steigen in den Markt ein. Die Anzahl der Börsengänge (IPOs) nimmt zu, und die Bewertungen erreichen oft irrationale Höhen. Neue Bewertungsmassstäbe werden entwickelt, um hohe Preise zu rechtfertigen. Diese Phase endet häufig mit einer „Melt-up“-Bewegung, in der die Märkte schnell und stark steigen, bevor eine ebenso starke Korrektur folgt.

Diese Phasen verdeutlichen, wie sich ein Bull Market nicht nur durch steigende Preise, sondern auch durch eine Veränderung der Marktstimmung entwickelt. Besonders wichtig ist die Warnung vor der Euphorie-Phase, die oft das Ende eines Bull Markets einleitet.

Fazit zum Bull Market

In einem Bull Market ist es äusserst wichtig, sich grundsätzlich auf Long-Positionen zu konzentrieren, anstatt ständig zu versuchen, den Markt zu shorten. Auch wenn es rückblickend oft verlockend erscheint, vor einer grösseren Korrektur short zu gehen, sind die Risiken dabei enorm. Es kann sehr leicht passieren, dass man verkauft, nur um dann festzustellen, dass die Märkte nach einer minimalen Korrektur signifikant anziehen, was dazu führt, dass man zu weitaus höheren Preisen wieder einsteigen muss. Dies ist ein klassisches Dumb Money Investoren Verhalten.

Eine langfristige Buy-and-Hold-Strategie bleibt in der Regel die sicherste und profitabelste Herangehensweise, wenn man den gesamten Zyklus betrachtet. Profite mitzunehmen ist natürlich nie verkehrt und sollte regelmässig in Erwägung gezogen werden.

Doch das darf nicht mit dem Versuch verwechselt werden, den Markt zu „Timing“ und Short-Positionen zu eröffnen. Profittaking dient dazu, bereits erzielte Gewinne zu realisieren, während Shorting oft versucht, maximalen Gewinn aus der Unsicherheit zu schlagen – was langfristig riskanter sein kann. Wie der legendäre Markttheoretiker W.D. Gann betonte: Im Bull Market reitet man den Trend, anstatt ihn zu bekämpfen.

Was ist ein Bear Market?

Ein Bear Market, auch Bärenmarkt genannt ist eine Marktphase, in der die Preise von Vermögenswerten über einen längeren Zeitraum hinweg tendenziell fallen. Diese Phase wird oft von Pessimismus, Unsicherheit und einem geringen Vertrauen in die Zukunft des Marktes begleitet. Anleger verkaufen ihre Vermögenswerte, um Verluste zu minimieren, was den Abwärtstrend weiter verstärken kann. Ein Bear Market kann durch verschiedene wirtschaftliche Faktoren ausgelöst werden, wie z. B. Rezessionen, politische Unsicherheiten oder eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.

Kennzeichen eines Bear Markets

Tendenziell fallende Preise: Der wichtigste Indikator eines Bear Markets ist ein über längere Zeit anhaltender Preisrückgang. Es kann zwar gelegentlich zu kurzfristigen Erholungen kommen, doch der allgemeine Trend bleibt negativ.

Niedriges Handelsvolumen: Während eines Bear Markets sinkt das Handelsvolumen, da viele Anleger unsicher sind und vom Markt fernbleiben oder ihre Positionen abbauen, um Verluste zu begrenzen.

Negative Anlegerstimmung: Die Marktstimmung ist geprägt von Pessimismus. Anleger verlieren das Vertrauen in eine positive Marktentwicklung und verkaufen ihre Positionen aus Angst vor weiteren Verlusten.

Schwache wirtschaftliche Rahmenbedingungen: Ein Bear Market wird häufig durch negative wirtschaftliche Faktoren verursacht, wie steigende Zinssätze, wirtschaftliche Rezessionen oder politische Instabilität. Diese Faktoren verstärken das Misstrauen der Anleger und treiben die Preise weiter nach unten.

Die 4 wichtigsten Phasen eines Bear Markets

Der Bear Market durchläuft, ähnlich wie der Bull Market, verschiedene Phasen, die sowohl von ökonomischen als auch psychologischen Faktoren beeinflusst werden. Wirtschaftswissenschaftler wie Robert J. Shiller und Charles P. Kindleberger haben intensiv die Dynamik von Finanzkrisen, spekulativen Blasen und Marktzyklen untersucht. Während Shiller den Fokus auf die Verhaltensökonomik und die Psychologie der Anleger legt, analysierte Kindleberger die historischen Muster von Finanzmanien und Marktkollapsen. Beide haben wesentliche Beiträge zum Verständnis von Boom- und Bust-Zyklen geleistet, die für das Verständnis der Marktphasen eines Bear Markets entscheidend sind.

Im Folgenden betrachten wir die vier typischen Phasen eines Bear Markets, die die Entwicklung und die emotionale Reaktion der Anleger widerspiegeln:

1. Verweigerungs-Phase (Denial)

Zu Beginn eines Bear Markets glauben viele Anleger noch nicht an einen langfristigen Abwärtstrend. Sie sind der Meinung, dass die sinkenden Preise nur eine vorübergehende Korrektur darstellen. Optimistische Prognosen dominieren weiterhin, und die Anleger reagieren oft nicht sofort auf die ersten Anzeichen.

2. Panik-Phase (Panic)

Sobald die Realität des Bear Markets einsetzt, beginnt eine Phase der Panikverkäufe. Anleger versuchen, ihre Verluste zu minimieren, und verkaufen massenweise ihre Vermögenswerte. Diese Phase ist gekennzeichnet durch starke Preisschwankungen und hohe Volatilität.

3. Kapitulierung-Phase (Capitulation)

In dieser Phase akzeptieren die meisten Anleger, dass der Markt in einem langfristigen Abwärtstrend steckt. Sie verkaufen ihre Positionen aus Resignation, oft zu Tiefstpreisen, was zu einem weiteren Preisverfall führt. Das Handelsvolumen ist niedrig, und die Marktbewegungen stagnieren oft.

4. Erholungs-Phase (Recovery)

Nach der Kapitulation folgt die langsame Erholung des Marktes. Erste positive Anzeichen tauchen auf, doch das Vertrauen der Anleger ist noch schwach. Es gibt immer wieder Rücksetzer, aber langfristig beginnt der Markt, sich zu stabilisieren und sich langsam nach oben zu bewegen.

Fazit zum Bear Market

Ähnlich wie im Bull Market gilt im Bear Market, dass es oft sicherer ist, sich auf den allgemeinen Trend zu konzentrieren. Statt vergeblich zu versuchen, die Aufwärtskorrekturen (Bounces) zu traden und Longs zu platzieren, ist es meist effektiver, Short-Positionen zu halten. Die Märkte in einem Bear Market tendieren dazu, weiter zu fallen, und wer gegen den Trend handelt, riskiert, auf dem falschen Fuß erwischt zu werden.

Auch hier könnte es im Nachhinein so aussehen, als hätte es sich in bestimmten Momenten gelohnt, Long zu gehen. Doch diese Strategie birgt erhebliche Risiken, da Bounces oft nur von kurzer Dauer sind, bevor der Markt weiter fällt. Die sicherste Methode, um in einem Bear Market zu agieren, bleibt das konsequente Halten von Short-Positionen und der Verzicht darauf, den Bounces hinterherzujagen. Auch hier ist es ratsam, regelmässig Gewinne mitzunehmen, ohne dabei in die Falle zu geraten, zu versuchen, den Markt perfekt zu timen.

Übergang zwischen Bull Market und Bear Market erkennen

Der Wechsel von einem Bull Market zu einem Bear Market ist oft schwer zu erkennen, da er schrittweise und nicht abrupt erfolgt. Märkte durchlaufen verschiedene Phasen, und gerade in den Übergängen herrscht oft Verwirrung, Unsicherheit und widersprüchliche Signale. Es ist deshalb entscheidend, die richtigen Indikatoren im Blick zu behalten und frühzeitig zu erkennen, wenn sich die Marktdynamik verändert. Obwohl es keine perfekten Vorhersagen gibt, können gewisse Signale und Indikatoren darauf hinweisen, dass eine Trendwende bevorsteht:

Marktstimmung

Die allgemeine Stimmung der Anleger ist oft der erste Indikator für eine Trendwende. Smart Money erkennt diese Veränderungen frühzeitig und handelt entsprechend, während Dumb Money häufig den falschen Signalen folgt. Mehr zu den Unterschieden zwischen Smart Money und Dumb Money findest du hier.

Technische Indikatoren

Tools wie der Relative Strength Index (RSI) oder gleitende Durchschnitte sind oft zuverlässiger, wenn es darum geht, mögliche Wendepunkte im Markt frühzeitig zu erkennen. Ein überkaufter Markt kann auf eine bevorstehende Korrektur hindeuten.

Volatilität

Ein Anstieg der Volatilität (gemessen durch den VIX-Index) deutet auf Unsicherheit im Markt hin. Dies kann auf bevorstehende grössere Marktbewegungen hinweisen.

Wirtschaftliche Indikatoren – Vorsicht vor der Falle

Wirtschaftliche Indikatoren wie Zinssätze oder Berichte von Zentralbanken sind oft nichts weiter als trügerische Zahlenwerke, die vom Dumb Money Investoren gern als unumstössliche Wahrheit angesehen werden. Diese Reports, die von Nationalbanken mit stets mit enormem Zeitverzug veröffentlicht werden, gaukeln eine vermeintlich klare Richtung vor – aber die Realität sieht oft ganz anders aus.

Nehmen wir zum Beispiel Zinssenkungen: Viele glauben, dass sie auf eine bevorstehende Marktabschwächung hindeuten. In Wahrheit bereiten Zinssenkungen meist eine Erhöhung des M2 Money Supply vor, was die Liquidität erhöht und die Märkte sogar beflügelt.

Hier kannst du den M2 Money Supply für den USD einsehen: M2 Money Supply USD – Federal Reserve. Für den M2 Money Supply des Schweizer Frankens (CHF) findest du die Daten hier.

Es ist also wichtig, diesen veröffentlichten Kennzahlen nicht blind zu vertrauen, sondern sie im Kontext zu analysieren und kritisch zu hinterfragen – etwas, das Smart Money versteht, während Dumb Money in die Falle tappt.

Fazit

Ob in einem Bull Market oder Bear Market, das Verständnis der zugrunde liegenden Phasen und das richtige Timing sind entscheidend für den Erfolg. Auch wenn der Versuch, den Markt perfekt zu timen, verlockend erscheint, sind langfristige Strategien wie Buy-and-Hold im Bull Market und das Shorten im Bear Market meist die sicherere Wahl.

Anleger, die sich von den kurzfristigen Schwankungen nicht ablenken lassen und die grundlegenden Marktzyklen verstehen, sind langfristig besser positioniert, um sowohl in Aufwärts- als auch in Abwärtsphasen zu profitieren. Profittaking sollte dabei stets Teil einer disziplinierten Strategie sein, ohne jedoch in die Falle zu geraten, den Markt ständig „perfekt“ timen zu wollen. Ein solides Verständnis der Marktdynamik gepaart mit geduldigem Handeln ist der Schlüssel zum Erfolg.

Investment-Disclaimer

Die in diesem Artikel bereitgestellten Informationen dienen ausschließlich zu Bildungszwecken und stellen keine Finanz- oder Anlageberatung dar. Investitionen in Kryptowährungen und andere Märkte sind mit erheblichen Risiken verbunden. Es wird daher empfohlen, vor einer Investition eigene Nachforschungen anzustellen und gegebenenfalls professionellen Rat von einem Finanzexperten einzuholen.

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