Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Was ist ein Fork?
- Hard-Forks: Radikale Veränderungen
- Was passiert bei einem Fork mit deinen Coins? Ein Beispiel mit Bitcoin
- Wie verändert ein Fork die Tokenomics und den Preis?
- Temporäre Forks und Orphan Blocks
- Herausforderungen und Risiken bei Forks
- Wie kannst du dich auf Forks vorbereiten?
- Fazit
Einleitung
Die Blockchain-Welt ist voller aufregender Entwicklungen und Möglichkeiten. Ein zentraler Mechanismus, der das Fundament dieser Technologie stetig verändert und anpasst, sind Soft- und Hard-Forks. Diese Begriffe mögen zunächst technisch klingen, aber sie sind entscheidend für das Verständnis, wie Blockchains sich anpassen, verbessern oder sogar spalten. Besonders bemerkenswert ist, dass all diese Prozesse dezentral und demokratisch ablaufen – die Mehrheit der Community entscheidet über die Zukunft der Blockchain.
In diesem Artikel wirst du lernen, was Forks sind, wie sie funktionieren und wie sie die Zukunft von Kryptowährungen beeinflussen können.
Was ist ein Fork?
Ein Fork tritt auf, wenn eine Blockchain in zwei oder mehr separate Pfade aufgeteilt wird. Dies geschieht, wenn sich das Regelwerk der Blockchain ändert und das Netzwerk – bestehend aus Entwicklern, Minern, Nutzern und anderen aktiven Parteien – sich nicht über den weiteren Verlauf und die Regeln einigen kann. Es gibt zwei Hauptarten von Forks: Soft-Forks, die abwärtskompatibel sind, und Hard-Forks, bei denen eine radikale Änderung zu einer dauerhaften Spaltung der Blockchain führt.
Stell dir vor, du gehst einen Weg entlang, und plötzlich gabelt sich der Weg in zwei Richtungen. Diese Abzweigung wird als Fork bezeichnet. Forks können entweder temporär oder dauerhaft sein und haben unterschiedliche Auswirkungen auf das Netzwerk.
Um die Konzepte von Soft- und Hard-Forks besser zu verstehen, nehmen wir nachfolgend eine bildliche Erklärung aus dem Alltag: Eine Pizza-Party.
Soft-Forks: Sanfte Anpassungen
Du organisiert eine riesige Pizza-Party für deine Family & Friends. Zu Beginn gibt es nur eine Sorte Pizza: Margherita – die klassische Version, die jeder mag.
Stell dir nun vor, einige Leute der Party finden es langsam etwas langweilig, den ganzen Abend nur Margherita essen zu müssen, und sie beginnen Gespräche darüber, wie es wäre, Ananas auf die Pizza zu legen und so eine eine Art vegetarische Pizza Hawaii zu entwickeln. Einige sind sofort dafür, andere lehnen die Idee komplett ab und möchten lieber beim Altbekannten bleiben.
Doch die Diskussionen werden immer lauter, und schliesslich entscheidet die gesamte Gruppe, dass das Bedürfnis einiger Gäste, Ananas auf einen Teil der Pizzen zu legen, gestillt werden sollte. So gibt es von nun an neben der klassischen Margherita auch noch Pizzen mit Ananas in einem bestimmten Anteil aller Pizzen.
Diejenigen, die Margherita bevorzugen, können weiterhin ihre gewohnte Pizza geniessen, während andere die neue Option mit Ananas wählen können. Das ist wie ein Soft-Fork in einer Blockchain: Eine sanfte Anpassung von Regeln, die niemanden ausschliesst, rückwärtskompatibel ist und daher allen gerecht wird.
Beispiel für einen Soft-Fork bei Bitcoin: Segregated Witness (SegWit)
Ein bekanntes und einflussreiches Beispiel für einen Soft-Fork ist die Einführung von Segregated Witness (SegWit) in der Bitcoin-Blockchain im Jahr 2017. SegWit wurde entwickelt, um ein dringendes Skalierungsproblem von Bitcoin zu lösen, bei dem die Blockgröße begrenzt war und die Anzahl der Transaktionen pro Block begrenzt wurde.
Durch SegWit wurde die Struktur von Transaktionen verändert: Bestimmte Signaturdaten (Witness-Daten), die bisher direkt in den Transaktionen gespeichert wurden, wurden von den Transaktionsdaten getrennt. Dies schuf mehr Platz in den Blöcken, was die Kapazität des Netzwerks erhöhte, ohne die Blockgröße direkt zu ändern.
Wichtig dabei ist, dass SegWit als Soft-Fork rückwärtskompatibel umgesetzt wurde. Das bedeutet, dass nicht aktualisierte Nodes (also jene, die die SegWit-Änderungen nicht implementiert haben) weiterhin mit dem Netzwerk interagieren und Transaktionen validieren konnten. Diese Nodes ignorierten lediglich die SegWit-spezifischen Daten. Die Einführung von SegWit ermöglichte es dem Bitcoin-Netzwerk, ohne große Disruption effizienter zu arbeiten, und legte den Grundstein für zukünftige Verbesserungen, wie das Lightning Network.
Hard-Forks: Radikale Veränderungen
Kehren wir wieder zurück zu unserer Pizza-Party. Nun stell dir vor, im Laufe des Abends eskaliert die Party völlig, und die Mehrheit der Gruppe trifft eine drastische Entscheidung: Es gibt von nun an nur noch Pizza Prosciutto. Die bisherigen Margherita & Ananas-Liebhaber, die kein Fleisch essen wollen, müssen sich entscheiden: Entweder sie akzeptieren die neue Fleisch-Pizza, oder sie können nicht mehr mitessen. Das entspricht einem Hard-Fork bei einer Blockchain: Eine radikale Änderung, bei der die neuen Regeln nicht mit den alten kompatibel sind und zu einer Spaltung führen, da einige Gäste möglicherweise nun ihre eigene Party mit den alten Pizzarezepten starten.
Beispiel für einen Hard-Fork: Bitcoin Cash
Ein prominentes Beispiel für einen Hard-Fork ist die Entstehung von Bitcoin Cash (BCH) im Jahr 2017. Diese Abspaltung von der ursprünglichen Bitcoin-Blockchain entstand aus einer intensiven Debatte über die Skalierbarkeit. Während ein Teil der Bitcoin-Community auf das SegWit-Soft-Fork setzte, um mehr Transaktionen pro Block zu ermöglichen, ohne die Blockgröße zu erhöhen, forderte eine andere Gruppe eine radikalere Lösung: die Erhöhung der Blockgröße.
Während SegWit die Kompatibilität mit den bestehenden Bitcoin-Nodes bewahrte, entschied sich die Pro-Bitcoin-Cash-Fraktion für einen Hard-Fork, da sie der Meinung war, dass nur eine größere Blockgröße die steigende Transaktionslast bewältigen könne. Bitcoin Cash wurde daher mit einer Blockgröße von 8 MB (später 32 MB) eingeführt, um mehr Transaktionen pro Block abzuwickeln und niedrigere Gebühren zu bieten.
Da keine Einigung erzielt werden konnte, spaltete sich das Netzwerk am 1. August 2017 in zwei Blockchains auf: Bitcoin (BTC), das SegWit und das ursprüngliche Blockgrößen-Limit beibehielt, und Bitcoin Cash (BCH), das durch größere Blöcke eine höhere Transaktionskapazität ermöglichte.
Was passiert bei einem Fork mit deinen Coins? Ein Beispiel mit Bitcoin
Wie wir am Beispiel von Bitcoin Cash gesehen haben, führt ein Hard-Fork zur Aufspaltung der ursprünglichen Blockchain und zur Entstehung einer neuen. Als sich das Bitcoin-Netzwerk 2017 aufteilte, entstand die neue Bitcoin Cash-Blockchain. In diesem Fall erhielten alle Bitcoin-Besitzer eine gleiche Anzahl an Bitcoin Cash (BCH)-Coins, entsprechend der Anzahl ihrer gehaltenen Bitcoins (BTC) zum Zeitpunkt des Forks.
Das bedeutet, wenn du zum Zeitpunkt des Forks 1 Bitcoin besaßest, hattest du danach nicht nur weiterhin 1 Bitcoin auf der ursprünglichen Bitcoin-Blockchain, sondern auch 1 Bitcoin Cash auf der neuen Blockchain. Das ist möglich, weil dein Private Key sowohl auf der ursprünglichen als auch auf der neuen Blockchain gültig ist. Du kannst also beide Coins unabhängig voneinander verwenden oder verkaufen.
Um deine neuen Coins nach einem Fork zu beanspruchen, ist es wichtig, dass du deine Bitcoins in einer Wallet verwahrst, bei der du die Kontrolle über den Private Key hast. Viele Wallets unterstützen Forks automatisch, sodass du Zugang zu beiden Blockchains erhältst. Es ist jedoch ratsam, den Anweisungen deines Wallet-Anbieters zu folgen, um sicherzustellen, dass du deine neuen Coins sicher beanspruchen kannst.
Wie verändert ein Fork die Tokenomics und den Preis?
Ein Hard-Fork beeinflusst sowohl die Tokenomics als auch die Preisentwicklung beider Coins – des neuen und des ursprünglichen.
- Angebot und Nachfrage: Da ein Fork das Angebot an Coins verdoppelt, kann dies zu einer Verwässerung des Wertes führen. Nutzer könnten ihre neuen Coins schnell verkaufen, was den Preis senkt.
- Vertrauen und Akzeptanz: Der Wert beider Coins hängt stark davon ab, wie viel Vertrauen und Akzeptanz sie in der Community finden. Der ursprüngliche Coin könnte an Stabilität gewinnen, während der neue Coin spekulativen Schwankungen unterliegt.
- Marktwert: Oft hat der ursprüngliche Coin einen höheren Marktwert, da er bereits etabliert ist. Der neue Coin könnte jedoch an Wert gewinnen, wenn er technologische oder wirtschaftliche Vorteile bietet.
- Volatilität: Nach einem Fork sind die Märkte oft volatiler, da Investoren unsicher sind, welcher Coin sich langfristig durchsetzen wird.
- Beispiel Bitcoin und Bitcoin Cash: Nach dem Bitcoin-Fork entstand Bitcoin Cash. Während Bitcoin seinen Wert größtenteils behielt und sogar steigern konnte, war Bitcoin Cash zunächst stark volatil, bevor sich ein stabileres Preisniveau etablierte. Die langfristige Wertentwicklung beider Coins hing von ihrer Akzeptanz und den technologischen Fortschritten ab, die sie bieten konnten.
Temporäre Forks und Orphan Blocks
Neben Hard- und Soft-Forks gibt es auch temporäre Forks, die auftreten, wenn zwei Miner gleichzeitig einen Block finden. Dies führt zu einer vorübergehenden Aufspaltung / Gabelung der Blockchain in zwei konkurrierende Ketten, bis schlussendlich die längere Kette von der Mehrheit des Netzwerks als gültig anerkannt wird. Die Blöcke der kürzeren Kette, die nicht in die endgültige Blockchain aufgenommen werden, nennt man Orphan Blocks. Diese Forks sind temporär und normalerweise unproblematisch, da sie schnell aufgelöst werden.
Herausforderungen und Risiken bei Forks
Forks bringen auch Risiken mit sich. Besonders Hard-Forks können Unsicherheit und Verwirrung in der Community stiften. Wenn ein Hard-Fork nicht sorgfältig durchgeführt wird, kann dies zu Sicherheitsproblemen führen. Zudem können umstrittene Forks, bei denen die Community gespalten ist, zu langanhaltenden Konflikten führen.
Entwickler oder sogar ganze Entwickler-Teams könnten die ursprüngliche Blockchain verlassen und auf der neuen Blockchain weiterarbeiten, was das ursprüngliche Projekt schwächen könnte. Dies ist vergleichbar mit der freien Marktwirtschaft, in der Mitarbeiter aus unterschiedlichen Gründen Unternehmen verlassen und zu Mitbewerber-Firmen wechseln.
Besonders in den letzten Jahren haben hochrangige Manager und Chef-Entwickler grosser IT-Konzerne wie Google, Apple, Meta oder Microsoft diese Unternehmen verlassen, um in die Welt des Web3 einzutauchen. Oft geschieht dies aufgrund ethischer Konflikte oder der attraktiven Bedingungen in der Krypto-Industrie, wie etwa höhere Löhne und die Möglichkeit, an innovativen Projekten zu arbeiten.
Wie kannst du dich auf Forks vorbereiten?
Wenn du in Kryptowährungen investierst, ist es wichtig, die Entwicklungen rund um Forks im Auge zu behalten. Informiere dich frühzeitig über bevorstehende Forks und überlege, wie sie deine Investitionen beeinflussen könnten. In einigen Fällen kann es ratsam sein, während eines Hard-Forks deine Coins in einer sicheren Wallet zu verwahren, um potenzielle Verluste zu vermeiden.
Fazit
Soft- & Hard-Forks sind fundamentale Mechanismen in der Welt der Blockchain-Technologie. Sie ermöglichen es, Netzwerke anzupassen, zu verbessern und weiterzuentwickeln. Während Soft-Forks sanfte, abwärtskompatible Updates darstellen, sind Hard-Forks radikale Veränderungen, die oft zur Entstehung neuer Blockchains führen. Beide Forks haben ihre Vor- und Nachteile und spielen eine entscheidende Rolle in der dynamischen Welt der Kryptowährungen.