23. November 2024

Was ist das Lightning Network?

Lesedauer: 7 Minuten
Bitcoin Lightning Network mit digitalem Blockchain-Netzwerk und leuchtenden Blitzen
Content-Provider

Einführung

Das Lightning Network ist eine sogenannte 2nd Layer-Technologie, die es ermöglicht, Bitcoin-Transaktionen schnell und kostengünstig durchzuführen. Ein oft gehörtes Vorurteil von Bitcoin-Kritikern ist, dass Bitcoin im echten Leben kaum einsetzbar sei, da man bis zu 10 Minuten auf eine Transaktionsbestätigung warten muss. Das sei z.B. unpraktisch, wenn man einen Kaffee bezahlen möchte.

Keine Sorge, in diesem Artikel erklären wir dir Schritt für Schritt, wie das Lightning Network funktioniert und wie es das Problem der langsamen Transaktionen löst.

Diese zweite Schicht (2nd-Layer) über der Bitcoin-Blockchain erlaubt es, Transaktionen nahezu in Echtzeit durchzuführen – ideal für alltägliche Zahlungen wie im Café. Man kann also Bitcoin sofort nutzen, ohne auf die langsamen Bestätigungen der Haupt-Blockchain zu warten.

Wichtig ist auch zu wissen, dass es mehrere Firmen und ganze Teams gibt, die sich seit Jahren ausschliesslich mit der Weiterentwicklung des Lightning Networks beschäftigen.

Bekannte Firmen sind z.B. Lightning Labs und Blockstream, die massgeblich zur Entwicklung dieser Technologie beitragen. Sie arbeiten daran, das Lightning Network noch effizienter und zugänglicher zu machen, damit Bitcoin wirklich als Zahlungsmittel für den Alltag genutzt werden kann.

Erfahre mehr über Second Layer-Lösungen in unserem Cryptopedia-Bereich: 2nd Layer-Technologien.

Wie funktioniert das Lightning Network?

Das Lightning Network arbeitet auf der Bitcoin-Blockchain als 2nd Layer, was bedeutet, dass Transaktionen nicht sofort in der Hauptblockchain gespeichert werden, sondern über sogenannte Payment-Channels (Zahlungskanäle) abgewickelt werden.

Um die Funktionsweise besser zu verstehen, nehmen wir folgendes Beispiel:
Du gehst jeden Morgen in dasselbe Café und möchtest dort mit Bitcoin bezahlen. Anstatt jedes Mal eine separate Bitcoin-Transaktion durchzuführen, eröffnest du einen Payment-Channel mit diesem Café.

Beide Parteien starten diesen Channel mit einem bestimmten Guthaben in ihren Wallets. Du beginnst z.B. mit 0,002 BTC in deiner Wallet, und das Café hat 0,001 BTC.

Der Betrag, den du für den Payment-Channel verwendest, wird direkt von deiner Bitcoin-Wallet abgebucht, sodass du diesen Betrag nicht anderweitig z.B. mit einer Transaktion ausgeben kannst – dies verhindert sogenanntes „Double Spending“.

Jedes Mal, wenn du nun einen Kaffee bestellst und bezahlst, verschieben sich die Guthaben in den Wallets: Dein Guthaben verringert sich um den Betrag des Kaffees, während sich das Guthaben des Cafés entsprechend erhöht. Falls es zu einer Rückerstattung kommt, beispielsweise bei einer Beschwerde, wird der Betrag wieder in deine Wallet zurückgebucht.

Wie lange bleibt ein Payment-Channel offen?

Ein Payment-Channel kann so lange offen bleiben, wie es die Nutzer wünschen – Tage, Wochen oder sogar Monate. Wenn du jedoch einmal vergisst, den Channel zu schliessen, oder du dich an einem Ort befindest, an den du nie wieder zurückkehrst, ist das kein Problem: In den meisten Implementierungen des Lightning Networks gibt es Mechanismen, die Channels nach einer bestimmten Inaktivitätsdauer automatisch schliessen.

Typischerweise geschieht dies nach etwa 3 bis 6 Monaten. In diesem Fall wird der Channel automatisch geschlossen und die endgültigen Salden werden in die Bitcoin-Blockchain geschrieben, sodass du dir keine Sorgen machen musst, dass der Channel für immer offen bleibt.

Das obere Café-Beispiel lässt sich auf jeden erdenklichen Online-Shop wie Digitec, Zalando, Amazon und viele andere adaptieren – mit jedem dieser Partner würdest du einen Payment-Channel eröffnen.

Zweites Beispiel mit mehreren Personen

Um die Funktionsweise weiter zu verdeutlichen: Stell dir vor, du hast nicht nur einen Payment-Channel mit dem Café, sondern auch mit zwei Freunden. Alle drei von euch können Bitcoin über das Lightning Network untereinander hin- und herschicken.

Dabei müssen nicht unbedingt direkte Payment-Channels zwischen allen Beteiligten bestehen. Das Lightning Network funktioniert wie ein Netzwerk von Knoten (Nodes), die über bereits bestehende Channels miteinander verbunden sind.

Wenn du also Bitcoin an jemanden senden möchtest, zu dem du keinen direkten Channel hast, wird die Transaktion über andere verbundene Knoten „geroutet“. Deine Transaktion nutzt somit den bestehenden Channel eines dritten Nutzers, der bereits eine Verbindung zu dir und deinem Freund hat. So kann das Lightning Network Bitcoin effizient zwischen den Parteien verschieben, selbst wenn nicht jeder direkt mit jedem verbunden ist – solange eine Route über andere Channels existiert, können die Transaktionen problemlos durchgeführt werden.

Am Ende, wenn die Payment-Channels geschlossen werden, wird das Endergebnis aller Transaktionen in die Bitcoin-Blockchain geschrieben. Genau wie im Café-Beispiel werden nur die finalen Salden aller Wallets in die Haupt-Blockchain eingetragen. Das entlastet die Bitcoin-Blockchain, da nicht jede einzelne Transaktion festgehalten werden muss – nur die relevanten Endergebnisse werden gespeichert.

Vorteile des Lightning Networks

Das Lightning Network bietet eine Reihe von Vorteilen, die es zu einer attraktiven Lösung für Bitcoin-Transaktionen machen, insbesondere für den alltäglichen Gebrauch:

Schnelligkeit:
Im Gegensatz zu herkömmlichen Bitcoin-Transaktionen, die bis zu 10 Minuten für eine Bestätigung benötigen, erfolgen Lightning-Transaktionen fast in Echtzeit. Das ist besonders praktisch für alltägliche Zahlungen – ähnlich wie bei einer TWINT-Überweisung an einen Freund, die innerhalb von Sekunden erfolgt. Ob du einen Kaffee bezahlst, ein Parkticket löst oder im Supermarkt einkaufst, Lightning bietet die Geschwindigkeit, die man auch von herkömmlichen Zahlungsmethoden wie Kreditkarten oder EC-Karten kennt.

Geringere Gebühren:
Da die meisten Transaktionen ausserhalb der Haupt-Blockchain abgewickelt werden, sind die Gebühren im Lightning Network extrem niedrig – oft nur ein Bruchteil eines Cents, selbst für Zahlungen wie einen Kaffee im Wert von 4.00 CHF.

Diese minimalen Gebühren kommen nicht nur dir als Käufer/Sender zugute, sondern insbesondere auch den Geschäften. In der traditionellen Fintech-Welt müssen Händler bei jeder Transaktion mit EC- oder Kreditkarten oft einen Prozentsatz des Betrags (typischerweise 1-3%) oder eine relativ hohe, feste Gebühr pro Transaktion bezahlen. Mit dem Lightning Network würden sich diese Gebühren in Richtung 0 bewegen, was besonders für kleine und häufige Zahlungen wie im Einzelhandel oder bei Online-Shops von grossem Vorteil ist.

Skalierbarkeit:
Innerhalb eines Payment-Channels können theoretisch unbegrenzt viele Transaktionen durchgeführt werden, bevor der Channel geschlossen wird. In der Praxis wird ein Channel basierend auf der Vereinbarung zwischen den Parteien entweder nach einer bestimmten Anzahl von Transaktionen oder nach einem festgelegten Zeitraum geschlossen. Das entlastet die Bitcoin-Blockchain, da nur die finalen Salden in die Haupt-Blockchain geschrieben werden.

Privatsphäre:
Transaktionen, die über das Lightning Network laufen, sind weniger transparent als herkömmliche Bitcoin-Transaktionen auf der Haupt-Blockchain. Da nur die finalen Salden öffentlich sind, bleibt der genaue Ablauf der Transaktionen zwischen den beteiligten Parteien privat.

Einsatzbereiche des Lightning Networks

Das Lightning Network wird bereits in verschiedenen Bereichen eingesetzt und bietet zahlreiche Möglichkeiten, Bitcoin effizienter zu nutzen.

Micropayments

Eine der Hauptstärken des Lightning Networks liegt in der Abwicklung von sehr kleinen Transaktionen, sogenannten Micropayments. Diese werden häufig in Bereichen wie Online-Inhalten und digitalen Dienstleistungen genutzt.

Zum Beispiel hat die Plattform Tippin.me das Lightning Network integriert, um Nutzern die Möglichkeit zu geben, kleine Trinkgelder an Content-Ersteller auf Twitter zu senden. Solche Plattformen ermöglichen es, selbst geringste Beträge ohne hohe Gebühren zu überweisen, was mit herkömmlichen Zahlungsmethoden schwer umsetzbar wäre.

Gaming

Bitcoin ist nicht unbedingt bekannt für Web3-Gaming, da sich der Hauptfokus in diesem Bereich oft auf Plattformen wie Ethereum, Avalanche und andere grosse Smart Contract Plattformen konzentriert. Dennoch könnte die Weiterentwicklung des Lightning Networks dazu führen, dass immer mehr Game-Entwickler die Bitcoin-Blockchain nutzen.

Ein Beispiel hierfür ist Satoshi’s Games, eine Plattform, die es Spielern ermöglicht, In-Game-Güter mit Bitcoin über das Lightning Network zu kaufen. Spieler können durch schnelle und gebührenfreie Transaktionen digitale Güter erwerben oder direkt Wetten und Preise in Bitcoin gewinnen, ohne die Verzögerungen traditioneller Bitcoin-Transaktionen.

E-Commerce

Viele Online-Shops beginnen, das Lightning Network als Zahlungsmöglichkeit zu integrieren. Ein Beispiel ist der Online-Shop von Bitrefill, der es Kunden ermöglicht, mit Bitcoin über das Lightning Network Geschenkkarten und Handy-Guthaben zu kaufen.

Mit Bitrefill können Kunden sofortige Zahlungen tätigen, ohne hohe Gebühren oder lange Wartezeiten in Kauf zu nehmen. Dies zeigt das Potenzial des Lightning Networks im E-Commerce, um schnelle und kostengünstige Transaktionen zu ermöglichen.

Internationale Überweisungen

Mit dem Lightning Network können internationale Geldtransfers nahezu gebührenfrei und extrem schnell abgewickelt werden. Ein gutes Beispiel dafür ist die Plattform Strike, die es ermöglicht, grenzüberschreitende Zahlungen in Sekundenschnelle zu tätigen. Nutzer können mit Strike – Bitcoin über das Lightning Network senden und empfangen, und das Ganze ohne die oft hohen Gebühren herkömmlicher Überweisungsdienste.

Payment Prozessor / Payment Solution

Eine interessante Nutzung des Lightning Networks findet sich im Bereich der Zahlungsabwicklung. Eine bekannte Plattform, die das Lightning Network zur Annahme von Zahlungen nutzt, ist BTCPay Server.

BTCPay Server ist ein selbst-gehosteter, Open-Source-Kryptowährungs-Zahlungsprozessor, der es gemeinnützigen Organisationen, E-Commerce-Shops und Einzelpersonen ermöglicht, Bitcoin-Zahlungen ohne Gebühren zu akzeptieren, einschliesslich solcher, die über das Lightning Network abgewickelt werden.

Besonders beeindruckend ist, dass viele grosse CMS-Anbieter bereits funktionierende Integrationen mit BTCPay Server entwickelt haben, darunter Magento, Shopify, WooCommerce, Drupal, Zapier und viele weitere.

Zukunft und Fazit des Lightning Networks

Das Lightning Network hat in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht und bietet bereits jetzt Lösungen für schnelle, kostengünstige Bitcoin-Transaktionen. Es wird zunehmend in verschiedenen Bereichen wie Micropayments, Gaming, E-Commerce und internationalen Überweisungen eingesetzt.

Dank der kontinuierlichen Unterstützung durch Unternehmen und Entwickler, die aktiv an Verbesserungen arbeiten, hat das Lightning Network das Potenzial, eine zentrale Rolle in der Zukunft der Kryptowährungs-Ökonomie zu spielen.

Ein wichtiger Schritt für die Weiterentwicklung ist die Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit. Um das Netzwerk für eine breitere Nutzerschaft zugänglich zu machen, wird daran gearbeitet, das Einrichten und Nutzen von Payment-Channels zu vereinfachen. Gleichzeitig konzentrieren sich Entwickler auf die Interoperabilität zwischen verschiedenen Blockchains, um das Lightning Network auch jenseits von Bitcoin nutzbar zu machen.

Auch die Unterstützung durch grosse institutionelle Akteure wie Square (heute Block Inc.) sowie fortlaufende Sicherheitsverbesserungen werden in den kommenden Jahren entscheidend sein, um das Lightning Network weiter zu skalieren und als festen Bestandteil des globalen Finanzsystems zu etablieren.

Insgesamt zeigt das Lightning Network eindrucksvoll, wie viel Potenzial in Second-Layer-Lösungen steckt, um die Skalierbarkeit und Effizienz von Blockchain-Transaktionen nachhaltig zu verbessern.

Beitrag Teilen
Auf Whatsapp teilen
Auf Telegram teilen
Per Email teilen
Auf Facebook teilen
Auf Twitter teilen
Auf Linkedin teilen
Auf Xing teilen
Auf Reddit teilen
ADVERTISEMENT

Weitere News

Was passiert mit meinen ETH bei Ethereum 2.0?
Im Jahr 2020 wird die erste Phase des Ethereum 2.0 Netzwerks live gehen, bekannt als Phase 0, die die Beacon-Kette und Proof of Stake einführt. ETH-Besitzer müssen nichts tun, um ihre Kryptowährung zu sichern. ETH-Inhaber, die am Staking interessiert sind, können sich bereits ab Phase 0 engagieren.
Artikel speichern
ADVERTISEMENT
Beitrag Teilen
Auf Telegram teilen
Auf Whatsapp teilen
Per Email teilen
Auf Linkedin teilen
Auf Xing teilen
Auf Twitter teilen
Auf Facebook teilen
Crypto Valley News Logo – Das Schweizer Blockchain Portal

Abonniere unseren Newsletter und bleibe stets up to date über die aktuellsten Ereignisse aus den Bereichen Blockchain, Dezentralisierung, Digital Assets, Entrepreneurship und Investment.