22. November 2024

Bitcoin-Adressen erklärt: Von Legacy über Segwit bis Taproot

Lesedauer: 8 Minuten
Digitales Bild mit Bitcoin-Symbol und Zahlen, das die Evolution von Bitcoin-Adressen zeigt, von Legacy über Segwit bis Taproot.
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Einführung

Bitcoin-Adressen sind oft der erste Berührungspunkt für neue Bitcoin-Nutzer. Sie spielen eine zentrale Rolle bei jeder Transaktion und können auf den ersten Blick verwirrend wirken.

Doch keine Sorge – in diesem Artikel erklären wir dir Schritt für Schritt, was Bitcoin-Adressen sind, wie sie funktionieren und welche verschiedenen Adresstypen es gibt.

Von den klassischen Legacy-Adressen bis hin zu modernen Segwit- und Taproot-Adressen beleuchten wir die Entwicklung dieser Standards und zeigen dir, wie sie sich auf die Nutzung von Bitcoin auswirken.

Was sind Bitcoin-Adressen?

Jede Bitcoin-Adresse besteht immer aus einem sogenannten Schlüsselpaar – einem Public Key (öffentlicher Schlüssel) und einem Private Key (privater Schlüssel). Der Public Key funktioniert wie eine E-Mail-Adresse oder eine IBAN: Du kannst ihn bedenkenlos an deine Freunde oder Geschäftspartner weitergeben, damit sie dir Bitcoins schicken können.

Weitere Informationen zu Public und Private Keys findest du in unserem ausführlichen Artikel über Public und Private Keys.

Der Private Key hingegen ist vergleichbar mit dem Passwort zu deinem Online-Banking oder deinem E-Mail-Account. Nur mit dem Private Key kannst du deine Bitcoins verwalten und sie an andere senden.

Wie auch bei deinem Bankkonto kann niemand auf dein Geld zugreifen, nur weil er deine Bankkontonummer oder IBAN kennt. Genauso ist es beim Public Key. Man braucht also den Private Key, um tatsächlich Bitcoins versenden zu können.

Wenn du mehr über die Funktionsweise von Wallets und die Verwaltung von Schlüsseln erfahren möchtest, schau dir unseren Artikel Alles, was du über Crypto-Wallets wissen musst an.

Die verschiedenen Bitcoin-Adressstandards

Jetzt, wo du ein grundlegendes Verständnis dafür hast, was Bitcoin-Adressen sind und wie sie funktionieren, schauen wir uns die verschiedenen Adressstandards an, die im Laufe der Zeit entstanden sind.

Diese Standards haben sich aus der Notwendigkeit entwickelt, das Bitcoin-Netzwerk effizienter, sicherer und benutzerfreundlicher zu gestalten. Von den ältesten Legacy-Adressen bis hin zu den modernen Segwit– und Taproot-Adressen – jede dieser Adressen hat ihre eigenen Merkmale und Vorteile.

Ein wichtiger Baustein für die Funktionsweise dieser Adressen ist die sogenannte Hashfunktion, die Daten komprimiert und sicher macht. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel über Proof of Work (PoW) und die Hashfunktion.

Beginnen wir nun mit den Legacy-Adressen, dem ursprünglichen Standard für Bitcoin-Transaktionen.

Legacy-Adressen (P2PKH)

Die ältesten und ursprünglichsten Bitcoin-Adressen werden als Legacy-Adressen oder P2PKH-Adressen (Pay-to-PubKey-Hash) bezeichnet. Diese Adressen beginnen immer mit einer „1“ und waren die ersten Adressformate, die im Bitcoin-Netzwerk verwendet wurden.

Wie funktionieren Legacy-Adressen?

Legacy-Adressen basieren auf dem Konzept des Public Keys, den wir bereits besprochen haben. Wenn du eine Legacy-Adresse erstellst, wird aus deinem Public Key eine kürzere, handlichere Adresse generiert.

Dies geschieht durch eine sogenannte Hashfunktion, die den Public Key verschlüsselt und komprimiert. Dadurch wird die Adresse nicht nur kürzer, sondern auch sicherer.

Beispiel für eine Legacy-Adresse:

Stell dir vor, du hast einen Briefkasten, den jeder benutzen kann, um dir Briefe zu schicken. Der Briefkasten hat eine öffentliche Adresse, die jeder kennt, aber nur du hast den Schlüssel, um den Briefkasten zu öffnen und auf den Inhalt zuzugreifen. Genauso funktioniert eine Legacy-Adresse: Jeder kann dir Bitcoins senden, aber nur du kannst sie mit deinem Private Key ausgeben.

Nachteile von Legacy-Adressen

Obwohl Legacy-Adressen weit verbreitet und gut etabliert sind, haben sie einige Nachteile. Da sie mehr Daten verbrauchen, benötigen Transaktionen mit Legacy-Adressen mehr Platz in einem Block. Das bedeutet, dass Transaktionen langsamer verarbeitet werden und höhere Gebühren anfallen können. Diese Ineffizienz führte zur Entwicklung neuerer und effizienterer Adressformate wie Segwit und Taproot, die wir im nächsten Abschnitt erklären werden.

Segwit-Adressen (P2SH und bech32)

Mit der Zeit wurde das Bitcoin-Netzwerk immer populärer, und die Anforderungen an schnellere und günstigere Transaktionen stiegen. Als Reaktion darauf wurde Segregated Witness (Segwit) im Jahr 2017 eingeführt, eine Lösung, die es ermöglichte, mehr Transaktionen in einem Block zu speichern und gleichzeitig die Transaktionskosten zu senken. Segwit führte zwei neue Adresstypen ein: P2SH (Pay-to-Script-Hash) und bech32.

Segwit wurde durch das Bitcoin Improvement Proposal (BIP) 141 spezifiziert. Wenn du mehr über die Funktionsweise von BIPs erfahren möchtest, schau dir unseren Artikel Was ist ein BIP? an. Zudem findest du BIP 141 auf GitHub.

Wie funktionieren Segwit-Adressen?

Segwit-Adressen sind darauf ausgelegt, die Effizienz von Bitcoin-Transaktionen zu verbessern. Bei P2SH-Adressen (erkennbar daran, dass sie mit einer „3“ beginnen) wird die Signatur von der eigentlichen Transaktion getrennt, was den Speicherbedarf für jede Transaktion verringert.

Das führt zu niedrigeren Transaktionskosten und mehr Platz für weitere Transaktionen in einem Block.

Bech32-Adressen, die mit „bc1“ beginnen, sind die modernere und empfohlene Version der Segwit-Adressen. Sie bieten zusätzliche Effizienz, da sie vollständig kompatibel mit dem Segwit-Upgrade sind und noch weniger Daten verbrauchen als P2SH-Adressen. Sie sind besonders für Nutzer interessant, die von den geringsten Transaktionsgebühren profitieren möchten.

Beispiel für eine Segwit-Adresse (bech32):

Stell dir vor, du fährst einen Kleintransporter, der viel Stauraum hat und dir hilft, mehr Pakete in einem Durchgang zu transportieren. Genau das macht Segwit: Es „räumt auf“ und macht Platz, damit mehr Transaktionen verarbeitet werden können, ohne dass zusätzliche Blöcke benötigt werden.

Vorteile von Segwit-Adressen

Die Einführung von Segwit brachte mehrere Vorteile mit sich:

  • Geringere Transaktionskosten: Da weniger Daten in einem Block benötigt werden, sinken die Kosten für Transaktionen.
  • Höhere Netzwerkkapazität: Mehr Transaktionen passen in einen Block, was die Effizienz des Netzwerks erhöht.
  • Verbesserte Sicherheit: Segwit beseitigt eine Schwachstelle namens „Transaction Malleability“, die es Angreifern erschwerte, Transaktionen zu manipulieren.

Mit Segwit wurde ein entscheidender Schritt in Richtung Skalierbarkeit und Kosteneffizienz für das Bitcoin-Netzwerk getan. Doch die Entwicklung ging weiter – mit Taproot, das noch mehr Möglichkeiten für Privatsphäre und Effizienz bietet.

Taproot-Adressen (P2TR)

Im November 2021 wurde das Taproot-Upgrade im Bitcoin-Netzwerk aktiviert, das neue Möglichkeiten für mehr Privatsphäre und komplexe Transaktionen brachte. Taproot-Adressen, auch bekannt als P2TR (Pay-to-Taproot), sind die neueste Entwicklung im Bitcoin-Adressformat. Taproot wurde durch das Bitcoin Improvement Proposal (BIP) 341 eingeführt. Den genauen BIP findest du hier auf GitHub.

Wie funktionieren Taproot-Adressen?

Taproot-Adressen beginnen mit „bc1p“ und sind der nächste Schritt in der Weiterentwicklung von Segwit. Sie kombinieren mehrere Verbesserungen, darunter die Optimierung von Speicherplatz und die Erhöhung der Privatsphäre.

Bei Taproot wird ein komplexes System von Schnorr-Signaturen verwendet, das nicht nur effizienter ist, sondern auch die Möglichkeit bietet, Transaktionen zu verschleiern. Dadurch sehen alle Transaktionen im Netzwerk ähnlich aus, egal ob es sich um einfache Zahlungen oder komplexe Smart Contracts handelt. Dies erhöht die Privatsphäre der Nutzer erheblich.

Beispiel für eine Taproot-Adresse:

Stell dir vor, du verschickst einen Brief in einem undurchsichtigen Umschlag. Ob du nur eine einfache Nachricht oder einen ganzen Vertrag mit vielen Klauseln darin hast – für jeden Aussenstehenden sieht der Umschlag immer gleich aus.

Niemand kann von aussen erkennen, ob der Inhalt einfach oder komplex ist. So funktioniert Taproot: Egal, ob du eine einfache Zahlung sendest oder eine komplizierte Transaktion mit Smart Contracts, das Netzwerk behandelt und zeigt sie alle gleich an.

Wie war es vorher bei Segwit?

Bevor Taproot eingeführt wurde, insbesondere bei Segwit-Transaktionen, konnte man im Netzwerk sehen, ob eine Transaktion einfach oder komplex war. Das lag daran, dass komplexere Transaktionen, wie Multisig (mehrere Unterschriften) oder Smart Contracts, mehr Daten benötigten und dies in der Transaktionsstruktur sichtbar war.

Mit Taproot wird dieser Unterschied unsichtbar, da alle Transaktionen gleich aussehen, unabhängig von ihrer Komplexität. Dadurch verbessert sich die Privatsphäre der Nutzer, da es unmöglich wird, anhand der Transaktionsdaten Rückschlüsse auf deren Inhalt oder Komplexität zu ziehen.

Vorteile von Taproot-Adressen

  • Erhöhte Privatsphäre: Dank der Schnorr-Signaturen und der verschleierten Transaktionen bleiben deine Aktivitäten im Netzwerk diskret.
  • Niedrigere Gebühren für komplexe Transaktionen: Durch die effiziente Nutzung von Speicherplatz können auch komplexe Transaktionen günstiger durchgeführt werden.
  • Mehr Flexibilität: Taproot bietet die Möglichkeit, Smart Contracts direkt in Bitcoin-Transaktionen zu integrieren, was zusätzliche Anwendungsfälle ermöglicht.

Mit Taproot wird ein weiterer grosser Schritt in Richtung mehr Privatsphäre, Effizienz und Funktionalität für das Bitcoin-Netzwerk gemacht. Während Segwit bereits signifikante Verbesserungen bei den Transaktionskosten und der Skalierbarkeit brachte, erweitert Taproot diese Möglichkeiten noch weiter, indem es nicht nur die Privatsphäre schützt, sondern auch komplexere Anwendungsfälle ermöglicht. Damit wird Bitcoin für eine Vielzahl von Nutzern und Entwicklern attraktiver und zukunftsfähiger.

Zukünftige Entwicklungen nach Taproot

Obwohl Taproot ein bedeutendes Upgrade für Bitcoin darstellt, arbeiten Entwickler bereits an weiteren Verbesserungen, die das Netzwerk noch effizienter und skalierbarer machen sollen. Ein solches potenzielles Upgrade ist das BIP 118 (SIGHASH_ANYPREVOUT).

BIP 118 (SIGHASH_ANYPREVOUT)

SIGHASH_ANYPREVOUT, beschrieben in BIP 118, ermöglicht es, eine Transaktion zu signieren, ohne sofort einen spezifischen Output anzugeben. Diese Funktion ist besonders nützlich für das Lightning Network, da sie hilft, die Komplexität der Datenverwaltung zu reduzieren.

Eines der aktuellen Probleme im Lightning Network ist, dass Benutzer immer die aktuellen Transaktionsdaten speichern müssen, um ihre Gelder nicht zu verlieren. Mit dem neuen Vorschlag könnten diese Anforderungen vereinfacht werden, was die Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit des Lightning Networks verbessert. Dies könnte die Skalierbarkeit des Netzwerks weiter erhöhen und die Effizienz von Transaktionen steigern. Den genauen BIP findest du hier auf GitHub.

Eltoo und andere zukünftige Entwicklungen

Ein weiteres Upgrade, das in Verbindung mit SIGHASH_ANYPREVOUT steht, ist das sogenannte Eltoo-Protokoll, das ebenfalls dazu beitragen könnte, den Speicherbedarf von Lightning-Network-Transaktionen zu reduzieren. Dies zeigt, dass die Entwickler auch nach Taproot weiter daran arbeiten, Bitcoin effizienter, sicherer und skalierbarer zu machen.

Diese Entwicklungen verdeutlichen, dass Bitcoin weiterhin optimiert wird, und zeigen, wie das Netzwerk auf die sich ändernden Anforderungen der Nutzer reagiert. Obwohl Taproot ein grosser Schritt war, markieren BIP 118 und andere Vorschläge den nächsten wichtigen Meilenstein in der kontinuierlichen Verbesserung von Bitcoin.

Fazit: Die Entwicklung der Bitcoin-Adressen

Die verschiedenen Bitcoin-Adressstandards haben sich im Laufe der Zeit entwickelt, um den ständig wachsenden Anforderungen des Netzwerks gerecht zu werden. Jede neue Generation von Adressen brachte Verbesserungen bei Effizienz, Kosten und Privatsphäre mit sich:

Legacy-Adressen (P2PKH) waren der Ausgangspunkt des Bitcoin-Netzwerks. Sie waren einfach zu verwenden, jedoch mit höheren Transaktionskosten verbunden. Auch wenn sie heute noch genutzt werden, sind sie aufgrund ihrer Ineffizienz bei Transaktionskosten weniger attraktiv.

Segwit-Adressen (P2SH und bech32) führten 2017 eine bedeutende Verbesserung ein. Durch die Reduzierung der Transaktionsgrösse senkten sie die Gebühren und erhöhten gleichzeitig die Kapazität des Netzwerks. Diese Adressen brachten eine grundlegende Optimierung in Bezug auf Effizienz und Sicherheit.

Taproot-Adressen (P2TR), die 2021 eingeführt wurden, bieten nicht nur geringere Transaktionskosten für komplexe Transaktionen, sondern auch eine erhebliche Steigerung der Privatsphäre. Zudem ermöglichen sie die Integration von Smart Contracts direkt in Bitcoin und eröffnen damit neue Anwendungsfelder für das Netzwerk.

Diese Entwicklung zeigt, wie das Bitcoin-Netzwerk kontinuierlich daran arbeitet, sowohl die Benutzerfreundlichkeit als auch die Sicherheit und Skalierbarkeit zu verbessern. Je nachdem, welche Anforderungen du an deine Bitcoin-Transaktionen stellst, kannst du zwischen verschiedenen Adresstypen wählen. Taproot stellt den derzeit modernsten Standard dar und wird vor allem in Zukunft eine wichtige Rolle bei komplexen und privaten Bitcoin-Anwendungen spielen.

Bitcoin bleibt damit nicht nur ein Wertspeicher, sondern entwickelt sich zunehmend zu einem flexiblen und vielseitigen Werkzeug für die digitale Welt.

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