10. November 2024

Smart Money vs. Dumb Money

Lesedauer: 9 Minuten
Smart Money vs. Dumb Money im Wall-Street-Stil, mit mächtigen Institutionen und verwirrten Investoren.
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Einleitung

In der Finanzwelt gibt es zwei Hauptgruppen von Investoren: Smart Money und Dumb Money. Diese Begriffe sagen nichts über den Intellekt oder den Bildungsgrad eines Anlegers aus, sondern darüber, wie klug oder unklug er in der Praxis agiert. Es kommt oft vor, dass Menschen mit hohem Bildungsabschluss, die auf den ersten Blick als „intelligent“ gelten, durch unbedachte und impulsive Entscheidungen ihre eigene Intelligenz in Frage stellen – und dabei ihre Investments ruinieren.

Gleichzeitig gibt es vermeintlich „einfache“ Leute, die vielleicht ohne Studium oder formale Ausbildung, durch Neugierde, Disziplin und kritisches Denken, weitaus intelligenter investieren. Sie vergleichen verschiedene Quellen, hinterfragen kritisch und bilden sich ständig weiter. Solche Anleger schlagen in Sachen Performance die „gebildeten“ Investoren oft um Längen, weil sie auf echte Weitsicht und strategisches Denken setzen, anstatt auf Status und oberflächliche Expertise.

Während Dumb Money von Ego, impulsiven Entscheidungen und blindem Vertrauen in die Medien getrieben wird, erzielen diese „einfachen“ Investoren beeindruckende Gewinne – weil sie langfristig und besonnen handeln. Diese Investorengruppe ist insbesondere stark in der Crypto-Branche vertreten.

Smart Money: Informierte und strategische Investoren

Smart Money umfasst in der Regel Investoren mit Zugang zu exklusiven Informationen, Netzwerken und Technologien, die ihnen fundierte Entscheidungen ermöglichen. Zu dieser Gruppe zählen nicht nur institutionelle Akteure wie Banken, Pensionsfonds oder grosse Investmentgesellschaften, sondern auch wohlhabende Privatpersonen und Inhaber von Family Offices. Diese Anleger greifen auf spezialisierte und oft schwer zugängliche Quellen zurück, statt sich auf allgemeine Medienberichte oder leicht zugängliche Informationen zu verlassen. Da diese Informationen häufig veraltet oder manipuliert sind, analysieren sie alles sehr kritisch und systematisch und vergleichen verschiedene konträre Expertenmeinungen.

Smart Money-Investoren verfügen über Netzwerke von Experten und anderen vermögenden Personen, die ihnen wertvolle Einblicke und Empfehlungen geben. Diese Beziehungen verschaffen ihnen einen Informationsvorsprung, der es ihnen ermöglicht, Markttrends frühzeitig zu erkennen und strategische Entscheidungen zu treffen. Statt sich von kurzfristigen Marktschwankungen oder Emotionen leiten zu lassen, verfolgen sie langfristige Investitionsstrategien und nutzen ihre Ressourcen, um Risiken effektiv zu minimieren.

Ein weiteres Markenzeichen von Smart Money ist die Präferenz für alternative Anlageklassen. Neben Aktien und Anleihen investieren diese Anleger verstärkt in Private Equity, Venture Capital, Immobilien, Hedgefonds und natürlich in Bitcoin & Crypto. Diese komplexen Anlagen bieten höhere Renditechancen, erfordern jedoch umfangreiches Wissen und tiefgehende Analysen. Dank ihrer Netzwerke und Ressourcen sind Smart Money-Investoren in der Lage, solche Investitionen besser zu managen.

Dumb Money: Emotional getriebene Investoren

Im Gegensatz dazu steht das Dumb Money, das häufig von unerfahrenen Investoren repräsentiert wird, die uninformiert handeln oder sich von kurzfristigen Marktschwankungen leiten lassen. Diese Anleger verlassen sich oft auf leicht zugängliche Informationen aus den Medien oder folgen blind den Entscheidungen anderer Marktteilnehmer. Der Begriff „Dumb“ bezieht sich nicht direkt auf den Intellekt der Investoren per se, sondern auf die oft naive Art, wie sie ihre Anlageentscheidungen treffen. Viele von ihnen verfügen über akademische Abschlüsse, inklusive Finanzwissen, aber es fehlt ihnen an kritischem Denken bei der Bewertung ihrer Quellen und der Unterscheidung zwischen manipulativen Berichten und echten Chancen.

Diese Anlegergruppe neigt dazu, Trends zu spät zu erkennen und zur falschen Zeit zu handeln. In Zeiten steigender Märkte (Bull Market) kaufen sie oft zu überhöhten Preisen, während sie bei fallenden Märkten (Bear Market) schnell in Panik geraten und verkaufen, was oft zu erheblichen Verlusten führt. Ihre Entscheidungen basieren meist auf Emotionen wie Gier und Angst, und sie greifen auf Informationen zurück, die von Smart Money-Investoren bereits verarbeitet oder teilweise sogar kreiert wurden.

Fehler, die Dumb Money-Investoren häufig machen

Die Anlageentscheidungen von Dumb Money-Investoren folgen oft wiederkehrenden Mustern, die zu suboptimalen Ergebnissen führen. Nachfolgend findest du einige wichtige solcher Vorgehensweisen.

Zu häufiges Handeln (Overtrading)

Ein häufig beobachtetes Phänomen bei Dumb Money ist das zu häufige Handeln, auch als Overtrading bezeichnet. Eine oft zitierte Studie der University of California, durchgeführt von Brad Barber und Terrance Odean, zeigt, dass Anleger, die häufig handeln (Overtrading), tendenziell schlechtere Renditen erzielen als solche, die langfristig investiert sind. Besonders auffällig ist, dass diese Anleger durch Transaktionskosten und das Reagieren auf kurzfristige Marktbewegungen erhebliche Verluste hinnehmen müssen. Geduldige Investoren hingegen, die weniger handeln, erzielen im Durchschnitt höhere Renditen. Du findest mehr Informationen dazu in der Studie: Individual Investor Performance

Mangelnde Diversifikation

Die mangelnde Diversifikation ist ein häufiges Problem unter Privatanlegern. Laut der Modern Portfolio Theory (MPT) von Harry Markowitz wird das Risiko eines Portfolios verringert, indem in unterschiedliche Anlageklassen investiert wird, die nicht perfekt miteinander korrelieren. Das bedeutet, dass Verluste in einer Anlageklasse durch Gewinne in einer anderen ausgeglichen werden können. Anleger, die ihr Kapital auf nur wenige Unternehmen oder Branchen konzentrieren, sind jedoch besonders anfällig für Marktschwankungen, da sie von den Bewegungen dieser spezifischen Märkte stark abhängig sind. Ein diversifiziertes Portfolio, das beispielsweise Aktien, Anleihen und Immobilien umfasst, hilft dabei, die Volatilität zu senken und gleichzeitig das Potenzial für stabile Renditen langfristig zu erhöhen.

Emotionale Entscheidungen

Emotionale Entscheidungen sind eine der Hauptursachen für schlechte Performance bei Dumb Money. Studien der Behavioral Economics zeigen, dass Gier und Angst oft zu irrationalen Handlungen führen. Anleger tendieren dazu, in Zeiten des Booms zu kaufen und in Zeiten des Abschwungs in Panik zu verkaufen. Diese Entscheidungen basieren weniger auf Daten als auf Emotionen, was langfristig zu Verlusten führt.

Dumb Money verlässt sich oft auf „Hot Tips“ und kurzfristige Trends, die in den Medien verbreitet werden. Eine Untersuchung des National Bureau of Economic Research (NBER) zeigt, dass Privatanleger häufig auf solche Ratschläge setzen, die durch soziale Interaktionen und hohe mediale Aufmerksamkeit verstärkt werden. Diese „Hot Tips“ oder spekulativen Investitionen, die oft über Medien und soziale Netzwerke verbreitet werden, führen jedoch häufig zu schlechteren Renditen, da die Informationen oft veraltet sind, sobald sie die breite Öffentlichkeit erreichen. Im Gegensatz dazu basieren Smart Money-Entscheidungen auf tiefgehenden Analysen und exklusiven Informationsquellen, die für den Durchschnittsanleger schwer zugänglich sind.

Mangelnde Geduld

Im Vanguard Economic and Market Outlook 2024 findest du Informationen zur Wichtigkeit langfristigen Investierens und der Geduld während Marktschwankungen unter den Abschnitten, die sich auf die langfristige Performance von Aktien und den Nutzen von Geduld im Investmentprozess beziehen. Diese Dokumente thematisieren, dass kurzfristige Marktschwankungen zwar Unsicherheiten mit sich bringen, geduldige Anleger jedoch von den Erholungsphasen und dem langfristigen Wachstum profitieren. Der Bericht enthält Analysen zur langfristigen Entwicklung von Märkten und erklärt, warum Geduld und eine langfristige Perspektive oft bessere Ergebnisse liefern.

Historische Beispiele: Erfolg und Misserfolg von Smart Money und Dumb Money

Michael Burry und die Finanzkrise 2008

Michael Burry, bekannt durch seine Rolle in der Vorhersage der Finanzkrise 2008, erkannte frühzeitig, dass der amerikanische Immobilienmarkt aufgrund von riskanten Hypothekenprodukten überbewertet war. Während viele Anleger die steigenden Immobilienpreise als Zeichen eines robusten Marktes deuteten, wettete Burry gegen diese Blase und erzielte enorme Gewinne, als der Markt zusammenbrach. Diese Ereignisse wurden eindrucksvoll im Film „The Big Short“ dargestellt, der auf wahren Begebenheiten basiert. Dumb Money-Investoren hingegen vertrauten den steigenden Preisen und erlitten schwere Verluste, als die Blase platzte.

Die Dotcom-Blase 1999/2000

Während der Dotcom-Blase investierte Smart Money bereits in den frühen Jahren des Technologiebooms, etwa in den frühen bis mittleren 1990er Jahren, als viele Tech-Unternehmen noch relativ moderat bewertet waren. Dumb Money hingegen trat erst kurz vor dem Platzen der Blase in den Markt ein, und investierte zudem auch noch in Unternehmen ohne solide Geschäftsmodelle. Als die Blase 2000 platzte, verloren viele dieser Privatanleger grosse Summen, während Smart Money-Investoren sich rechtzeitig zurückgezogen hatten.

Crypto-Markt und Bitcoin-Cycles: Das Verhalten von Smart Money und Dumb Money

In jedem der bisherigen 4-Jahres-Cycles von Bitcoin hat sich das Verhalten von Smart Money und Dumb Money klar gezeigt. Smart Money-Investoren, auch Hodler und Whales genannt, nutzen den Bärenmarkt, um frühzeitig nach einem starken Rückgang erneut Bitcoins zu kaufen. Sie kaufen Bitcoins zu Preisen, die nahe am Boden-Preis liegen, mit dem Wissen, dass der Markt langfristig wieder stark steigen wird. Im Gegensatz dazu tritt Dumb Money meist viel zu spät in den Markt ein – teilweise oft erst kurz vor einem neuen All-Time-High. Diese Anleger werden dann hart vom folgenden Bärenmarkt getroffen und kapitulieren dann sogar noch im unglücklichsten Moment, indem sie kurz vor dem nächsten Tiefpunkt verkaufen.

Markt-Sentiment

Ein wichtiger Aspekt, den Smart Money nutzt, ist das Markt-Sentiment. Wenn die mediale Berichterstattung über Bitcoin, Blockchain und unglaubliche Profit-Geschichten immer mehr zunimmt, erkennen smarte Investoren, dass das Cycle-Top nahe ist oder eine grössere Korrektur bevorsteht. Für erfahrene Anleger ist dies oft ein klares Signal, Gewinne mitzunehmen oder ihre Positionen abzusichern. Dumb Money hingegen lässt sich von der medialen Euphorie leiten, steigt zu überhöhten Preisen ein und verstärkt so seine Verluste. Diese Anleger, auch Weak Hands genannt, geraten bei jeder kleineren oder grösseren Marktkorrektur in Panik und verkaufen mit Verlusten. Später steigen sie zu höheren Preisen wieder ein, während Smart Money, die Hodler, ihre Positionen halten und langfristig profitieren.

Die Herausforderung der Volatilität im Kryptomarkt

Es hat sich gezeigt, dass die Risiken der Volatilität im Kryptomarkt enorm sind und die Gründe für Marktbewegungen oft schwer nachvollziehbar oder sogar willkürlich erscheinen. Selbst für smarte Crypto-Investoren ist es extrem schwierig, den Markt präzise zu timen.

Hinzu kommen die Aktivitäten der Whales, die den Preis von Bitcoin und insbesondere von kleineren Coins beeinflussen können. Diese grossen Investoren sind in der Lage, sogenannte Pumps & Dumps auszulösen. Doch selbst Whales können sich den extremen Schwankungen des Marktes nicht immer entziehen.

Es zeigt sich klar, dass das Timing der Kryptomärkte mit extremen Risiken verbunden ist. Statt auf perfektes Timing zu setzen, zeigt die Erfahrung, dass Investoren, die schon nur ungefähr in der Nähe eines 4-Jahres-Cycle-Boden Bitcoins kaufen und diese mit „Diamond-Hands“ über etwa drei Jahre hinweg hodlen, langfristig am meisten profitieren. Die Volatilität kann zwar kurzfristig Buch-Verluste verursachen, aber Geduld und Durchhaltewillen haben bisher jeden Investor, der dies so gemacht hat, sehr grosszügig belohnt.

Smart Money und der Einfluss auf globale Märkte

Smart Money-Investoren haben nicht nur einen signifikanten Einfluss auf lokale Märkte, sondern prägen auch die globalen Finanzmärkte. Grosse institutionelle Investoren und vermögende Privatpersonen bewegen Kapital in einer Grössenordnung, die ganze Volkswirtschaften beeinflussen kann.

Ein Beispiel dafür ist der Einfluss von institutionellen Anlegern auf Währungs- und Rohstoffmärkte. Hedgefonds und andere Grossinvestoren können durch gezielte Investments starke Schwankungen bei Währungen oder Rohstoffen verursachen, was sich direkt auf den internationalen Handel auswirkt. Diese Kapitalbewegungen beeinflussen Wechselkurse, Inflation und die Preisstabilität von Rohstoffen wie Öl oder Gold.

Ein weiteres Beispiel für den Einfluss von Smart Money ist das verstärkte Engagement in Schwellenländern. In den letzten Jahrzehnten flossen erhebliche Mengen an Kapital in aufstrebende Märkte wie Brasilien, Indien und China, was das Wirtschaftswachstum in diesen Regionen stark beschleunigte. Diese Investitionen trugen dazu bei, dass viele dieser Länder heute eine bedeutende Rolle in der globalen Wirtschaft spielen. Gleichzeitig bergen abrupte Rückzüge von Kapital das Risiko, wirtschaftliche Einbrüche in diesen Regionen zu verursachen.

Auch geopolitische Entscheidungen werden durch Kapitalbewegungen von Smart Money beeinflusst. Investitionen in bestimmte Branchen oder Regionen können politische Stabilität fördern oder, im umgekehrten Fall, durch Kapitalentzug wirtschaftlichen und politischen Druck auf Regierungen ausüben. Smart Money kann somit durch seine Kapitalflüsse indirekt die geopolitische Landschaft mitgestalten.

Die dunkle Seite des Smart Money: Manipulation und Einflussnahme

Der erhebliche Einfluss von Smart Money auf die globalen Märkte und die Macht, die diese grossen Akteure ausüben, gehen nicht immer mit fairen Methoden einher. Tatsächlich nutzen viele der mächtigsten Marktteilnehmer ihre Position, um gezielt Einfluss auf die Märkte auszuüben, manchmal auch durch unfaire oder illegale Praktiken. Hier sind einige aufsehenerregende Beispiele:

  • UBS und Credit Suisse Kartellbildung (2013): UBS, Credit Suisse, RBS & HSBC manipulierten Zinssätze im Rahmen des Libor-Skandals. Die Manipulationen betrafen Milliarden an finanziellen Transaktionen und führten zu Strafen in Milliardenhöhe für beide Banken. Hier und hier findest du mehr Informationen.
  • Credit Suisse und Greensill-Krise (2021): Die Verstrickung von Credit Suisse in den Skandal um Greensill Capital führte zu enormen Verlusten und rechtlichen Konsequenzen. Die Krise offenbarte die fragwürdigen Finanzpraktiken großer Banken. Details hier.
  • JPMorgan und der London Whale-Skandal (2012): JPMorgan Chase erlitt einen massiven Handelsverlust von über 6 Milliarden US-Dollar durch riskante Geschäfte eines Händlers, bekannt als „London Whale“. Dieser Skandal führte zu erheblichen rechtlichen Problemen. Details hier.
  • Bank of America und Hypothekenkrise (2008): Bank of America war tief in die Hypothekenkrise verstrickt, die zur globalen Finanzkrise führte. Die Bank musste Milliarden an Strafen zahlen, weil sie riskante Hypothekenpakete verkauft hatte, die schliesslich zusammenbrachen. Details hier.
  • Wirecard-Skandal (2020): Der deutsche Zahlungsdienstleister Wirecard meldete Insolvenz an, nachdem 1,9 Milliarden Euro in den Bilanzen fehlten. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY, die jahrelang die Bücher von Wirecard prüfte, steht ebenfalls in der Kritik und wird beschuldigt, an der Verschleierung der Bilanzfälschungen beteiligt gewesen zu sein. Details hier und hier.

Fazit: Die Macht der Märkte verstehen

Der Unterschied zwischen Smart Money und Dumb Money ist entscheidend für den Erfolg an den Finanzmärkten. Während Smart Money-Investoren ihre Entscheidungen auf fundierte Analysen und exklusive Informationen stützen, lässt sich Dumb Money oft von Emotionen und kurzfristigen Trends beeinflussen. Historische Beispiele zeigen, dass mit Geduld, strategischem Handeln und langfristigem Denken die Chancen steigen, von den Marktbewegungen zu profitieren. Wer die Verhaltensmuster und Denkweisen des Smart Money versteht, kann langfristig erfolgreicher investieren.eise kannst auch du deine Position verbessern und von den Marktbewegungen profitieren.

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